15. September 2003

Neues Fassadenbild am Haus der Gewerkschaft ver.di

Die Fassade des ver.di-Gebäudes, gegenüber dem Hauptbahnhof (Südseite), bekam im August eine Bilderflut-Fassadengestaltung. Das Wandbild, das den Komponisten Verdi, die sozialen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts und aktuelle gewerkschaftliche Werte thematisiert, stellt ein Eingangstor zum kulturellen Wanderpfad durch die Nordstadt dar. Das Kunstwerk kann als Start- oder Endpunkt des begehbaren Lexikons betrachtet werden.

1847 Macbeth, die Eisenbahn hält Einzug im Dortmunder Norden. Das Schwarze Meer entsteht. Das erste Telefon in Dortmund. Quartiers- und Kostgänger. Kinderarbeit wird verboten. Nein zum Krieg. Solidarität. Bildung. Dem Betrachter der Fassadengestaltung bleibt es überlassen, in seinen Erinnerungen zu blättern, die Worte auf der Fassade mit Bildern zu füllen, sich ein eigenes Bild zusammen zu stellen und nachdenkliche Verbindungen zur heutigen Zeit zu schaffen.
 
Von der Musik zum Bild. Vom Bild zur Sprache und zurück. Der Hintergrund des Bildes zeigt Augenpaare Verdis als jungen und alten Mann. Seine Augen sind als Kippbild angelegt.
 
Ich sehe nur, was ich kenne. Diese Erkenntnis der Wahrnehmungslehre macht sich der Entwurf zunutze. Erinnerung und Erfahrung sind entscheidende Voraussetzungen für die Konstitution eines Bildes. Erinnerung befähigt den Menschen, Sinneseindrücke durch Vergleich und Assoziation zu ordnen, zu verbinden und zu einem sinntragenden Bild zusammen zu fügen. Das so entstandene Bild ist ein Konstrukt, oder, wie Immanuel Kant es formulierte, ein Produkt der schöpferischen Einbildungskraft.
 
Die in Tontrennung angelegten Bilder verlassen mit zunehmender Entfernung des Betrachters zur Fassade die Bild-/ Textebene und verschmelzen zu einem fotorealistischen Bild. Das zuerst als abstrakte Malerei wahrgenommene Bild wird durch das Neigen des Kopfes nach links oder rechts als Verdis Augenpaare erkannt. Der von der Hauptfassade westlich gelegene Teil des Transformatorhauses und der Toreinfahrt erinnert an ein historisches Aida Bühnenbild.
 
Bilderflut XI ist als Verbindungspunkt des Nordstadtwanderpfades zur Dortmunder Innenstadt gedacht und kann als Start- oder Endpunkt des begehbaren Lexikons betrachtet werden.
 
Bilderflut XI wurde künstlerisch von Ulrich Perchner und Peter Michalski umgesetzt. An dem Projekt wirkten die Jugendlichen Stefan Nolte und Michael Kleim vom Qualifizierungsbüro Jobtrain des Planerladen e.V. mit.
 
Weitere Infos zum Projekt unter www.bilderflut.org.